Metodi Madscharow wurde in der kleinen bulgarischen Stadt Elchowo geboren. Er machte seinen Hochschulabschluss an der elektrotechnischen Universität und arbeitete dann als Ingenieur. Nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Systems in Bulgarien wurde er Privatunternehmer. Nach 20 Jahren seiner Tätigkeit auf dem russischen Markt gilt Metodi als verlässlicher und ehrlicher Unternehmer. Er besitzt auch verschiedene Medaillen und Auszeichnungen.
Das Unternehmen von Metodi Magscharow fördert erfolgreich den Absatz von Produkten bulgarischer Kosmetik- und Parfumhersteller wie „Rosa Impex“, „Solvex Kosmetikartikel“, „Global Cosmetics“, „Solido“, „Alen Mak“, „Vision Cosmetics“ und „Fresh-up Cosmetics“. Das Produktportfolio des Unternehmens enthält über 500 verschiedene Artikel.
Das Unternehmen „BRK Cosmetics“ entwickelt sich schnell, hat ein breites Verkaufsnetz und acht Filialen in Russland und anderen GUS-Ländern. BRK Cosmetics arbeitet zusammen mit weißrussischen und indischen Kosmetikherstellern.
Die Trägheit des Sozialismus genutzt
— Ich startete mein Business aus Angst, – erzählt Metodi Madscharow. Ende 1989 verlor die UdSSR den Einfluss auf Bulgarien, und es wurde selbständig. Im Land fanden sogenannte ökonomische und politische Reformen statt, aber eigentlich brach das Chaos aus. Solche Unternehmen-Riesen wie „Formachim“ und „Bolgartabak“ zerfielen in viele kleine Firmen. Es war schwer, mit internationalen Konzernen zu konkurrieren. Wir haben den Kapitalismus nicht geerbt und mussten unter den neuen Bedingungen zurecht kommen. Um meine Familie zu unterstützen, fing ich mit dem „Taschenbusiness“ an – ich kaufte Waren hier und verkaufte sie dort. So lernte ich einmal im Zug Alexej Sorokin aus Tula kennen. Er war der stellvertretende Direktor einer Strumpffabrik, die aus Bulgarien Strümpfe importierte. Wir beschlossen, im Bereich der bulgarischen Kosmetik zusammenzuarbeiten. Dabei kamen wir uns wie echte Pioniere vor. Im Oktober 1992 brachten wir die erste Lieferung mit Cremes, Shampoos und Zahnpasta nach Moskau. Die Waren gingen weg wie warme Semmeln! Das Risiko war dabei sehr hoch, denn der Rubel fiel rasant und verlor jeden Tag zwischen 5 und 10% seines Wertes. Wir erhielten wertlose Rubel und wussten nicht, was wir damit anstellen sollen. Um nicht mit leeren Händen nach Bulgarien zu fahren, brachten wir aus Russland Kinderspielzeuge nach Bulgarien mit.
Es war schwer, mit internationalen Konzernen zu konkurrieren. Wir haben den Kapitalismus nicht geerbt und mussten unter den neuen Bedingungen zurecht kommen.
Mit dem Business wurde es 1996 ernst, als ich mit meiner Familie nach Moskau umzog. Ich wurde natürlich einige Male betrogen, aber eine unverhohlene Schutzgelderpressung habe ich noch nie erlebt, denn ich stand unter dem Schutz des Industriezentrums der Bulgarischen Republik und der Bulgarischen Handelsvertretung in Moskau. Dort konnte man auch Büro- und Lagerräume mieten. Faktischen Schutz bot mir die Bulgarische Botschaft.
Aber das Wichtigste war, dass ich keine Marketingforschung betreiben musste, um Kosmetik und Parfums aus Bulgarien auf dem russischen Markt zu verkaufen. Denn ich habe einfach die Trägheit des Sozialismus genutzt. Unsere Waren waren in der UdSSR während des großen Defizits heiß begehrt. Und die Macht der Gewohnheit war auch im heutigen Russland sehr stark. Kosmetik aus Bulgarien ist ganz natürlich, und es freute mich, meinen Kunden traditionelle Handcremes auf Glycerinbasis, vitaminreiches Gesichtswasser, Salben mit Früchten, Zahnpasta mit Fluorid sowie Badesalze und -öle anbieten zu können.
Unsere Waren waren in der UdSSR während des großen Defizits heiß begehrt. Und die Macht der Gewohnheit war auch im heutigen Russland sehr stark.
Unsere Produkte wurden von Kunden mit niedrigem oder mittlerem Einkommen gekauft. Es waren in der Regel Lehrer, Ärzte, Landwirte und Studenten. Die größte Nachfrage herrschte dabei nach der Haarfarbe „VIP`S Prestige“, der Zahnpasta „Akvarel“ und dem Bleichspray „Aktiv“.
Am einfachsten verkauften sich unsere Produkte dort, wo es wenig internationale Handelsketten gab: in den Regionen Stawropol und Krasnodar, in allen kaukasischen Republiken sowie in Zentralrussland und im Fernen Osten. Schwieriger sah die Situation im Norden aus – in Murmansk und im Leningrader Gebiet.
120 Lieferungen pro Monat
Zwischen 1996 und 1998 importierte ich bis zu 120 Ladungen pro Monat nach Russland. Jeder Lastwagen fasste 20 t, d.h. ich brachte jeden Monat bis zu 2500 t Kosmetik und Parfum nach Russland. Nach und nach fing die Nachfrage dann an zu fallen: Die Bevölkerung Russlands interessierte sich vermehrt für teurere Kosmetika. Russland wurde ein Teil der sich globalisierenden Welt und immer größere Mengen von Kosmetik wurden von den großen Handelsketten verkauft. Um da mitwirken zu können, hätte man hohe Gebühren zahlen müssen. Diese aufzubringen konnten wir uns aber nicht leisten. Die Handelsketten haben in erster Linie Produkte internationaler Kosmetikkonzerne vertrieben. Solche Marken wie „Yves Rocher“, „L‘Oreal“, „Avon“, „Oriflame“, „Mary Kay“, „Vichy“, „Nivea“ und „Faberlic“ konnte man mittlerweile in jedem Land der Welt bekommen. Auch in Russland. Für bulgarische Kosmetikunternehmen wurde es deswegen immer schwieriger, auf dem russischen Markt konkurrenzfähig zu bleiben. „Colgate“ kann zum Beispiel sowohl sehr günstige als auch sehr teure Zahnpastasorten produzieren. Solche Großkonzerne entwickeln sich durch ihre starke TV-Werbung, Preisnachlässe und spezielle Abkommen mit den Handelsketten.
Die kleinen Unternehmen, zu denen auch die Kosmetikhersteller aus Bulgarien gehören, konnten nur mit einer lokalen Bekanntheit rechnen. Diese Tatsache haben wir uns zunutze gemacht. Da wir aus den Großstädten verdrängt wurden, fanden wir in der Provinz unsere Nische und verkauften unsere Produkte dort. Unsere Kosmetikprodukte erfreuen sich unter den Kreisstadtbewohnern großer Beliebtheit. Unsere Kunden, die die Qualität unserer Haarfarbe schätzen, kaufen in den verschiedenen Läden nur sie. Dasselbe lässt sich auch über andere unsere Produkte wie Gesichtswasser, Cremes und Badezusätze sagen. Denn Kosmetik aus Bulgarien steht in Qualität und Auswahl den bereits oben genannten internationalen Marken in nichts nach.
Da wir aus den Großstädten verdrängt wurden, fanden wir in der Provinz unsere Nische und verkauften unsere Produkte dort.
Unsere Warenvielfalt wächst ständig, und es kommen immer andere Neuigkeiten auf den Markt. Wir haben zurzeit aber einige Schwierigkeiten mit unseren bulgarischen Produzenten: Ihr Absatzmarkt in den schwach entwickelten Ländern ist bereits gut ausgebaut, und deswegen sind sie nicht besonders daran interessiert, ihr Sortiment zu erweitern. Dieser Prozess geht demzufolge nur sehr langsam voran, was ein großes Minus bei der ganzen Sache ist.
Aber dieses Minus verwandeln wir in ein Plus: Wir nehmen ständig an Verkaufsmessen teil. Die größte von ihnen ist InterCHARM. Sie ist ein idealer Ort für die Einführung eines neuen Produkts, die Suche nach neuen Geschäftspartnern und für den Ausbau des Business. Auf dieser Messe, die von bis zu 50.000 Menschen besucht wird, nehmen wir einen zentralen Platz ein; unsere Ausstellungsfläche beträgt 120 m2.
Ausländer machen ihr Business in Russland besser als die Russen selbst.
Während ich bulgarische Kosmetik und Parfum nach Russland lieferte, wusste ich immer, dass es zwei Arten von Gewinnen gibt: laufende Gewinne und Kapitalgewinne. Laufende Gewinne erzielt man durch die Tätigkeit seines Unternehmens. Dabei sind die Gewinne nach Abzug aller Steuern ziemlich gering. So wird man nur schwer reich. Kapitalgewinne erzielt man durch Immobilien. Ich wollte, dass mein Unternehmen sich weiter entwickelte, und mietete dafür in Scherbinka, einer Gegend in der Nähe von Moskau, ein Grundstück an. Auf diesem Grundstück begann ich mit dem Bau eines dreistöckigen Gebäudes mit dem Ziel, die Räumlichkeiten später als Büroräume zu vermieten. Die hierfür notwendigen Baukredite bezahlte ich bei der Bank aus den laufenden Gewinnen des Unternehmens. Das Gebäude wurde innerhalb von neun Monaten gebaut. Ich habe nie Schmiergeld gezahlt. Meine Konkurrenten haben mir zweimal Polizei und Steueraufsicht auf den Hals gejagt. Diese fanden aber nichts und gingen. Ich habe weder eine „graue“ noch eine „schwarze“ Buchführung, sondern nur eine, die „weiße“, denn ich zahle meine Steuern immer. Ich habe nichts zu verbergen, meine Buchführung ist transparent, und ich habe keine Angst vor Kontrollen. Deswegen kann ich denjenigen, die zweifeln, ob sie ihr Unternehmen in Russland gründen sollen oder nicht, nur sagen: Auch hier kann man ehrlich arbeiten.
Im neu errichteten Gebäude befinden sich meine Büros und Lagerräume. Mein Unternehmen ist ein Holding-Konzern: Ich verkaufe Kosmetik und Parfum aus Bulgarien und liefere nach Moskau 200 t (zehn Lieferungen) Kosmetikprodukte jeden Monat. Außerdem importiere ich Lader und ihre Ersatzteile sowie vermiete Gewerberäume an verschiedene Firmen. Unser Jahresumsatz beträgt ca. 600 Mio. Rubel (ca. 18,5 Mio. Euro). Unglaublich, dass unser Business damals vor 20 Jahren mit einer Ladung von Cremes, Shampoos und Zahnpasta von Bulgarien nach Moskau angefangen hat.
In Bulgarien hätte ich keinen so großen Markt und die Konkurrenz wäre viel stärker. Ich habe Kontakt zu meinen Freunden, die ihr Business in Bulgarien gestartet haben. Ihr Business ist nicht so stark gewachsen wie meins. Russland bietet viele Möglichkeiten für ein Business, man muss nur Initiative zeigen. Es ist bemerkenswert, dass Ausländer ihr Business in Russland besser als Russen machen. Russen sind träge, daran ist anscheinend ihre lange sozialistische Vergangenheit schuld. Damals hatten die Leute keine Motivation, sich mit voller Kraft auf ihre Arbeit zu konzentrieren und Initiative zu zeigen. Man hatte den Menschen in Russland damals eingetrichtert: Wenn ein Mensch reich ist, ist er ein Volksfeind.
Ich habe nie Schmiergeld gezahlt. Meine Konkurrenten haben mir zweimal Polizei und Steueraufsicht auf den Hals gejagt. Diese fanden aber nichts und gingen.
Heute denke ich, dass Russland eins der geeignetsten Länder für eine Unternehmensgründung ist. Hier kann jeder sein Business starten und es weiter entwickeln. Ausländer sollen nicht glauben, dass Russland ein Land mit hoher Kriminalität ist. Der russische Markt ist heute ganz anders als noch in den 90er Jahren. Auf dem Markt sind nur solche Unternehmer geblieben, die auf ihre Reputation viel Wert legen. Sie halten ihr Wort. Ich arbeite zum Beispiel mit den gleichen Geschäftspartnern bereits seit fast 20 Jahren zusammen. Viele von ihnen sind meine Freunde geworden.
Auch die russischen Behörden respektieren die ausländischen Unternehmer. Wenn ein ausländischer Bürger einen Gouverneur oder einen Bürgermeister in Russland durch seine Botschaft um Unterstützung bittet, bekommt er diese. Ich habe auf jeden Fall so alles erreicht.
Und noch etwas. Ich fühle mich in Russland sehr wohl. Unsere Sprachen sind sehr ähnlich. Bulgarisch ist eine altkirchenslawische Sprache. Alle Predigten in den slawisch-orthodoxen Kirchen werden im Grunde genommen auf Bulgarisch gelesen. In Russland konnte ich mich als Unternehmer verwirklichen, und es ist für mich zu meiner zweiten Heimat geworden.