– Welche Ausbildung haben Sie und wie hat sich Ihre Karriere vor dem Projekt Foodpanda entwickelt?
– Ich arbeitete im Bereich Manager-Consulting in der Moskauer Filiale von McKinsey. Parallel dazu habe ich in Harvard studiert und mein Studium mit einem MBA abgeschlossen. Davor war ich in der Abteilung Finanzen bei P&G tätig. Die gesamte Zeit habe ich mich eigentlich auf meine Angestellten-Karriere konzentriert.
– Und was hat Sie veranlasst, diesen anfänglich eingeschlagenen Karrierepfad zu verlassen und sich selbstständig zu machen?
– Ich wollte mein eigener Chef sein, alle Entscheidungen allein treffen und die Businessentwicklung ganz allein kontrollieren. Ich dachte, dass das etwas ist, was mir mehr Spaß macht als die Beratertätigkeit.
– Wie wurde Ihre Start-up-Idee geboren?
– Ich habe mir die westlichen Business-Modelle genauer angeschaut und mir Gedanken darüber gemacht, welches von ihnen in Russland gut funktionieren könnte. Zum Schluss beschloss ich, ein Service-Start-up im Bereich des E-Commerce zu gründen. Ich habe mir hierfür speziell die Projekte „Just Eat” (aus Europa) und „Seamless” (aus den USA) konkreter angeschaut. Außerdem habe ich in Russland das entsprechende Marktsegment analysiert. Dabei wurde mir klar, dass obwohl ähnliche Projekte auf dem russischen Markt bereits existieren, dieser noch lange nicht gesättigt ist. Und zwei bis drei „Big Player“ würden hier ganz locker noch einen Platz finden. Ich habe mir dann die Kosten-Nutzen-Seite des Projekts angeschaut, einige Gespräche mit den in Frage kommenden Restaurants geführt und verstand: Es kann losgehen.
– Wie kamen Sie zu dem Namen „Foodpanda“?
– „Foodpanda“ ist ein globales Projekt, das momentan in 27 Ländern dieser Welt realisiert wird. Aber eigentlich ist jede einzelne Filiale von „Foodpanda“ ein eigenes Businessprojekt mit seinem jeweils eigenen lokalen Team. Dies lässt sich folgendermaßen erklären. Der Business-Inkubator „Rocket Internet“ hat zuerst einen Essenslieferservice namens „Foodpanda“ in Singapur angeboten. Das Businessprojekt entwickelte sich sehr gut, und bereits nach einem Jahr beschloss „Rocket Internet“, dieses erfolgreiche Business-Modell weltweit einzuführen. Dies sollte Ralf Wenzel als Global CEO übernehmen. Ich habe übrigens auch eine Zeit lang bei diesem Business-Inkubator beim Projekt „Bon Sport“ mitgearbeitet. Dort lernte ich Ralf Wenzel kennen, bekam Investitionen und den Markennamen „Foodpanda“. Somit hat „Rocket Internet“ als Business-Inkubator in mein Projekt investiert und ihm diesen erfolgreichen Markennamen gegeben. Die juristische Person, die das Recht besitzt, den Markennamen „Foodpanda“ in Russland zu verwenden, OOO „Rocket Russia“, hat ihren Sitz in Russland. Wir nutzen zum Teil die analytischen Kompetenzen unseres Investors aber bleiben dabei ein von ihm unabhängiges Projekt.
– Welche Investitionen haben Sie bereits erhalten, und wie sehen die Entwicklungsperspektiven für Ihr Projekt aus?
– Wir haben bereits insgesamt 20 Mio. US Dollar von „Rocket Internet“, von „Phenomen Ventures” und von einer Reihe anderer Investoren erhalten. Der Markt für Essenslieferung wächst weltweit. In wenigen Jahren werden die meisten Menschen ihr Essen mithilfe von Apps bestellen. In Russland hat sich dieser Modetrend noch nicht sehr weit entwickelt. Wenn man die Ergebnisse unserer Tätigkeit innerhalb der ersten Monate anschaut, lässt sich bereits jetzt vermuten, dass der russische Markt für Essenslieferung der größte unter den Märkten sein wird, wo das Projekt „Foodpanda“ momentan realisiert wird. Unsere Durchschnittswerte gehören bereits jetzt zu den höchsten, und unser Potential ist sehr hoch.
Der Markt für Essenslieferung nimmt weltweit zu. In wenigen Jahren werden die meisten Menschen ihr Essen mithilfe von Apps bestellen.
– Was können Sie noch Genaueres über das Business-Modell „Foodpanda“ berichten.
– Wir schließen Verträge mit verschiedenen Restaurants ab und stellen ihre Menüangebote auf unseren Internet-Seiten aus. Wir machen ganz allgemeine Werbung im Internet und betreiben auch gezielte Kundenwerbung, indem wir den potentiellen Kunden anbieten, unsere Seite zu besuchen oder unsere Apps (verfügbar über iOS und Android) herunterzuladen. Der Kunde gibt uns seinen Aufenthaltsort an und bekommt von uns Angebote von allen Restaurants in der Stadt zugeschickt, die bereit wären, das von ihm ausgesuchte Essen zu ihm nach Hause, ins Büro etc. zu schicken. Wir nehmen die Kundenbestellung auf und schicken diese an das vom Kunden ausgesuchte Restaurant weiter. Die Restaurants zahlen an uns für unseren Service eine bestimmte Provision, und die Kunden bezahlen nichts, d.h. es spielt für sie keine Rolle, wo sie ihr Essen bestellen – bei uns oder direkt im Restaurant, denn die Essenspreise bleiben für sie konstant.
– Und wieso ist es für den Kunden dann günstiger, sein Essen bei Ihnen und nicht direkt in einem Restaurant zu bestellen?
– Zum einen kann ein Kunde bei uns zwischen mehr als 200 Restaurants wählen. Zum anderen ist eine solche Suche sehr bequem, denn wir zeigen dem Kunden Restaurants, die unmittelbar in seiner Nähe sind. Schließlich können die Kunden bei uns Bonuspunkte bei jeder Bestellung sammeln, für welche sie dann ein Essen umsonst bekommen. Speziell an diesem Service, der bald gestartet werden soll, arbeiten wir gerade.
– Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie in Ihrem Unternehmen?
– Unser Team ist recht klein, aber hoch qualifiziert. Wir haben viele junge Menschen, welche Ideen generieren und realisieren. Es handelt sich dabei hauptsächlich um die Verkaufsabteilung, die für die Heranziehung von Restaurants zuständig ist. Wir haben auch eine Marketing-Abteilung, die für die Werbung von Kunden, die ihr Essen auf unseren Internetseiten bestellen, verantwortlich ist. Außerdem haben wir ein Call-Center und eine Verwaltungsabteilung. Insgesamt haben wir etwas mehr als 30 Mitarbeiter.
– Wie lang schätzen Sie die Amortisationszeit?
– In zwei Jahren.