Historisch hat es sich so ergeben, dass Russland das Land der Großunternehmen ist. Sie sind die stärksten Einnahmequellen im Staatshaushalt. Noch vor Kurzem war es für die Großunternehmen günstiger, bestimmte Technologien, fertige Produktion und Dienstleistungen aus dem Ausland zu beziehen, ohne dabei Zeit und Ressourcen für die eigenen Entwicklungen aufzuwenden. Seit der eingetretenen Veränderung der wirtschaftlichen Situation ist eine solche Verfahrensweise ungünstig geworden. Ich unterhalte mich mit vielen Vertretern aus verschiedenen Ministerien und Behörden, trete häufig als Experte auf und sehe dabei, dass immer mehr Spezialisten zu der Meinung gelangen, dass man sich nur weiter entwickeln kann, indem man die seit 20 Jahren herrschenden Spielregeln und Barrieren abschafft, die die wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes ausbremsen. Großunternehmen lassen sich nicht schnell aufbauen. Man braucht dafür eine längere Vorlaufzeit: für die Planung, die Herstellung von Anlagen und die konkrete Projektentwicklung. Solche Projekte können zwischen drei und fünf Jahren in Anspruch nehmen.
Das größte Potenzial haben die mittelständischen Unternehmen.
Der Anteil an mittelständischen Unternehmen am BIP Russlands beträgt ca. 20% (in der EU beträgt dieser ca. 50%). Daher könnte gerade in der Entwicklung von mittelständischen Unternehmen der Schlüssel für solche aktuellen Fragen wie Importsubstitutionen, Schaffung von hochqualifizierten Arbeitsplätzen, Warenherstellung und Dienstleistungen sein, die auf die Unterstützung und den Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen gerichtet sind.
In dieser Richtung wurden bereits einige verwaltungsrechtliche Schritte unternommen: Es werden zurzeit bestimmte Mechanismen der Staatsregulierung entwickelt und eingeführt. Wie lassen sich diese Prozesse beschleunigen? Hierfür haben wir eine Umfrage unter unseren Unternehmer-Kunden durchgeführt. Wie haben sie gefragt: „Was stört Sie am meisten bei der Entwicklung Ihres Business?“ Die Befragten haben uns dabei drei grundlegende Punkte genannt, die ihrer Meinung nach ihre Businessentwicklung ausbremsen: erschwerter Zugang zu Finanzressourcen, Kapitalkosten und das Fehlen von bereits funktionierenden Institutionen zur Unterstützung von unternehmerischer Tätigkeit.
Trotz herrschender Probleme im Finanzsektor, verbunden mit der Volatilität der Währungsmärkte, und dem Fehlen eines Zugangs zu den ausländischen Kreditmärkten, werden vonseiten des russischen Staates einige Schritte unternommen, die auf die Beseitigung von solchen Störfaktoren gerichtet sind. Als ein positives Beispiel für eine zielgerichtete Unterstützung von mittelständischen Unternehmen kann die Einrichtung der Agentur für Kreditgarantien (AKG) Mitte 2014 angeführt werden.
An jeder herrschenden oder heranreifenden Krise lässt sich auch eine positive Seite finden.
Die AKG hat die Aufgabe, ein maximal komfortables Umfeld für die Entwicklung von mittelständischen Unternehmen zu schaffen. Es ist eben so, dass russische Banken nicht befugt sind, Kredite an solche Unternehmen zu vergeben, die nicht genügend liquide sind. Die AKG wird den Banken ermöglichen, mit ihren Garantien Kredite einem breiteren Kreis von Unternehmen und mit einem niedrigeren Prozentzins zu gewähren. Solche Kreditnehmer sind daher in einem sichtbaren Vorteil gegenüber den anderen. Das Ganze läuft dabei folgendermaßen ab: Ein Unternehmer kommt in eine Bank und sagt: „Ich möchte einen Kredit für mein Projekt. Hier sind mein Businessplan und meine Aktiva zur Ansicht.“ Die Bank antwortet ihm daraufhin: „Sie haben nicht genügend Sicherheiten, Sie haben keine guten Bürgen, und wir können Ihnen keinen Kredit gewähren. Doch die AKG kann in einem solchen Fall das Risiko übernehmen und eine Garantie für die fehlenden 50% der Liquidität geben. Somit würden wir Sie nicht weiter einschränken und Ihnen einen Kredit gewähren können.“
Solche Garantie-Agenturen gibt es in vielen Staaten. Ihre Erfahrungen werden bei der Unterstützung von Unternehmen in ihrer Entwicklung berücksichtigt. Die Fachleute in unserer Firma haben bereits die Tätigkeit von solchen Garantieunternehmen in Korea, China, Japan, Mexiko, in den EU-Ländern und in den USA analysiert.
PwC hat im November 2014 eine von der AKG initiierte Ausschreibung gewonnen, bei welcher es um eine Konzeptentwicklung für den Aufbau eines nationalen Garantiesystems (NGS) in der Russischen Föderation ging. Bereits im Dezember wurden unsere Vorschläge im Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung, in der Öffentlichen Kammer Russlands und auf den verschiedenen Experten-Plattformen aktiv diskutiert.
Mitte Februar 2015 wird unsere Arbeit beendet sein.