Auf die Frage "Wie verändert sich in diesem Jahr die Zahl der Teilnehmer am Petersburger Internationalen Wirtschaftsforum seitens Ihres Landes?" antwortete die überwiegende Mehrheit der Befragten (über 90%), das sich die Zahl erhöhen wird.
Einige der Befragten kommentierten dazu ihre Sichtweise. So merkte der Vorsitzende des nationalen Vorstands des Canada – Eurasia – Russia Business Council (CERBA) Lou Naumovski an: "Im Jahr 2017 wird unser Verband offizieller Regionalpartner der Organisatoren des SPIEF 2017, die Kooperationsvereinbarung wird am Rande des Forums unterzeichnet. Wir sind überzeugt, dass die Zahl der kanadischen Firmen dank des offiziellen Status des kanadischen Wirtschaftsverbands und des strukturierteren Ansatzes zur Propagierung des Forums in Kanada ansteigen wird. Es ist geplant, dass in diesem Jahr Vertreter von 13 kanadischen Firmen nach St. Petersburg anreisen werden".
Der Inder Manish Kumar, CEO der Soltex Group, meint, dass auch sein Land seine Präsenz auf dem SPIEF 2017 vergrößern wird. Er schätzt, dass mindestens 80 Teilnehmer aus Indien zum Forum kommen werden.
Unter denen, die sagten, dass die Vertretung seitens ihres Landes weniger, etwas weniger (insgesamt ca. 50!) als im vergangenen Jahr sein wird, ist Rosario Alessandrello, Präsident der Italienisch-Russischen Handelskammer (CCIR). Auch nur deshalb, weil es im vergangenen Jahr aus durchaus verständlichem Grund sehr viele italienische Teilnehmer gab. "Dies ist durch die Tatsache zu erklären, dass Italien im vergangenen Jahr den offiziellen Status eines Gastlandes und seine nationale Halle hatte. In diesem Jahr planen höchstens 50 Teilnehmer aus Italien zum SPIEF zu kommen. Es wird davon ausgegangen, dass fünf von ihnen als Vortragende an verschiedenen Thementischen auftreten werden".
Auf die folgende Frage "Schätzen Sie bitte die ersten fünf Monate des Jahres 2017 ein: wie hat sich das Interesse der Unternehmer aus Ihrem Land für das Geschäft in Russland verändert?", nannte er den bedeutenden Anstieg seitens politischer und wirtschaftlicher Kreise Italiens: "In den ersten fünf Monaten des Jahres 2017 hielten sich höchste Vertreter Italiens in Russland auf: der Außenminister Angelino Alfano und der Präsident der Italienischen Republik Sergio Mattarella. Die bestehenden freundschaftlichen Beziehungen erweisen sich stärker als die Sanktionen, dabei ist Italien Mitglied der EU und der NATO. Die wirtschaftlichen Verbindungen werden sich nicht verengen und die 2016 erreichten Ergebnisse werden verbessert".
Von Veränderungen spricht auch der Kanadier Lou Naumovski, obwohl er vorsichtigere Prognosen abgibt: "Der russische Import überstieg den kanadischen Export 2016 um das Anderthalbfache - wir gehen von seinem weiteren Wachstum aus. Der kanadische Export wird sich scheinbar von dem gegenwärtig extrem niedrigen Niveau (ca. 600 Mio. Dollar) nicht steigern, solange die Sanktionen nicht von beiden Seiten aufgehoben werden".
Der Engländer Philip Gudgeon, Leiter des Moskauer Büros der führenden internationalen Gesellschaft im Managementconsulting Oliver Wyman, neigt der Meinung zu, dass das Interesse seitens der britischen Geschäftsleute an Russland wachsen wird. Allerdings korrelieren diese positiven Tendenzen mit einer Reihe politischer Faktoren, wie dem Ausscheiden von Großbritannien aus der EU (Brexit), die die Situation beeinflussen werden.
Natalja Kurktschi, Direktorin für Regionalentwicklung einer der größten Personalagenturen in Russland und der GUS, Antal Russia, die sich u.a. mit der Anwerbung ausländischer Fachkräfte für die Arbeit in der Russischen Föderation befasst, erklärte kurz das "hauptstädtische Interesse" ausländischer Unternehmen: "Traditionell beginnen ausländische Unternehmen ihre Bekanntschaft mit Russland über Moskau und St. Petersburg. Dies ist nicht nur an der Präsenz ausländischer Firmen in den beiden Hauptstädten ablesbar, sondern auch an der gut entwickelten großen Gemeinschaft von Expats, die es in diesen Städten gibt".
Was zieht italienische Unternehmer in Russland an?
1. Russland hat eine geographische Nähe zu Italien und ist ein riesiger Markt mit vielen unerschlossenen Bereichen.
2. Die Preise für Energie sind bedeutend niedriger als in Italien und der EU.
3. Die Kosten für qualifizierte Arbeitskräfte sind in Russland niedriger, als in europäischen Ländern.
4. Die Konzentration von Industriebetrieben ist auf dem riesigen russischen Territorium bedeutend niedriger, als in europäischen Ländern, was eine bessere Umweltsituation in Russland bedingt.
Mit welchen Problemen werden italienische Unternehmer in Russland konfrontiert?
1. Die Mehrzahl der italienischen Betriebe sind kleine und mittlere Unternehmen und ungeachtet dessen, dass sie über neueste Technologien und Produkte verfügen, die vordere Plätze in der Welt belegen, haben sie nicht ausreichend finanzielle Reserven und können nicht in einen solchen Markt wie Russland eintreten.
2. Italienische Unternehmer kennen Russland mit seinen über 80 Regionen, von denen ein großer Teil für das Geschäft angesichts fehlender Infrastruktur und bestehender Bürokratie nicht attraktiv sind, praktisch nicht. Die Zahl der interessanten Regionen ist nicht höher als 15-20.
3. Der östliche Teil Russlands ist zu weit von Italien entfernt, folglich zählt dieser Markt nicht zum Interessenbereich Europas, selbst wenn er attraktiv ist und strategische Bedeutung hat.
Sie erzählte auch recht ausführlich, welche anderen russischen Regionen für die ausländische Geschäftswelt attraktiv werden könnten: "Z.B. gibt es in Kasan keine solch große Zahl von Expats, aber es gibt immer mehr interessante Aufgaben und Möglichkeiten für das Geschäft. Die steuerliche Belastung ändert sich von Region zu Region in Russland, was einige Föderationssubjekte heute für Investitionen und Geschäftsentwicklung attraktiver macht. Wie auch das Vorhandensein von Sonderwirtschaftszonen darauf Einfluss hat. Eines der gegenwärtig bekanntesten Beispiele ist die Sonderwirtschaftszone "Alabuga" in Tatarstan, in der es keinen Exportzoll und eine Reihe anderer attraktiver Bedingungen für die Geschäftstätigkeit gibt. Deshalb nehmen Kasan und Tatarstan insgesamt eine führende Stellung unter den Regionen außerhalb der Hauptstädte ein. Sie sind für internationale Unternehmen interessant".
Die Teilnehmer an der Umfrage haben die TOP 15 der attraktivsten russischen Regionen für die Geschäftstätigkeit bestimmt.
TOP 15 Regionen für ausländische Investitionen
1. Moskau und Moskauer Gebiet
2. Republik Tatarstan
3. St. Petersburg und Leningrader Gebiet
4. Gebiet Swerdlowsk (in erster Linie Jekaterinburg)
5. Gebiet Kaluga
6. Gebiet Samara (in erster Linie Togliatti)
7. Region Krasnodar
8. Region Krasnojarsk
9. Autonomer Kreis der Tschuktschen
10. Gebiet Lipezk
11. Republik Sacha /Jakutien/
12. Region Primorje (in erster Linie Wladiwostok)
13. Gebiet Kaliningrad
14. Gebiet Smolensk
15. Gebiet Uljanowsk
Darüber hinaus nannten die Teilnehmer der Umfrage Branchen, in die sie ihren Landsleuten raten, in Russland zu investieren.
TOP 10 der russischen Branchen für ausländische Investitionen
1. Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung
2. Petrochemie
3. Werkzeugmaschinenbau
4. Pharmazie
5. IT-Bereich
6. Bauwesen (u.a. Architektur und Design, Produktion von Baumaterialien)
7. Logistik und Transport
8. Bergbauindustrie
9. Bildungsdienstleistungen
10. Persönliche Finanzdienstleistungen und Beratung
Zum Schluss formulierten die Umfrageteilnehmer ihre Antworten auf folgende Frage: "Welche fünf Hauptfaktoren beeinflussen die Entscheidung eines ausländischen Unternehmens, ein Geschäft in Russland zu eröffnen?" Die häufigsten Antworten wurden ebenfalls zur Grundlage eines kurzen Rankings:
1. Größe und Aussichten des Marktes
2. Günstige Finanzierungsbedingungen, billige Energie und Arbeitskräfte
3. Zollbedingungen, Gesetze im Bereich von Handel und Lieferungen
4. Staatliche Unterstützung und guter Dialog mit örtlichen Behörden
5. Politische Stabilität (unter Berücksichtigung des Bestehens oder Fehlens von Sanktionen in einzelnen Branchen)