Wurde 1971 in Indien, Saharsh (Bihar), in einer hochgebildeten Familie geboren: Sein Vater war Arzt, seine Mutter Lehrerin.
Kam 1991 im Rahmen eines Kulturaustausches nach Moskau zum Studieren. Nach seinem Hochschulabschluss an der Russischen Staatlichen Universität für Erdöl und Gas „I.M. Gubkin“ war er in Russland bei den bekannten britischen Unternehmen „Petropharma International“ und „Polypharma International“ tätig. Er war Generaldirektor, Vertriebsleiter und Geschäftsführer des Unternehmens auf dem Territorium der GUS-Länder.
Im Jahre 2011 verließ er das Unternehmen „Petropharma International“ und gründete sein eigenes Unternehmen, die Soltex Group. Im Rahmen der Erweiterung seines Geschäftsfeldes half Manish den russischen Unternehmen mit ihren metallurgischen und Militär-Technologien und ihrem Know-how, den Zugang zum indischen Markt zu finden.
Spricht Hindi, Englisch und Russisch. Verheiratet. Hat eine Tochter und einen Sohn. Hat seine Familie in die russische Hauptstadt mitgebracht.
— Nach meinem Hochschulabschluss in Moskau (meine Fakultät hat sich dem Fortschrittsthema Förderung von Öl- und Gasvorkommen gewidmet) hatte ich die Möglichkeit, in Kanada oder in Alaska zu arbeiten, aber ich beschloss, in Russland zu bleiben. Ich wollte mein eigenes Unternehmen gründen, und dafür brauchte ich die notwendigen Erfahrungen. Russland bot mir hierfür alle Möglichkeiten: reiche Erdöl- und Erdgasreserven, direkte Arbeit mit „geerdeten“ Menschen und tolle Aussichten. Ich bekam eine Stelle bei dem Unternehmen „Petropharma International“, das gerade dabei war, den russischen Markt zu erschließen.
Nach der Wirtschaftskrise im Jahre 1998 fehlte es Russland an Rohstoff-Geschäften, speziell im Bereich Chemie und Petrochemie. Wir wurden gebeten, einen damals sehr knappen Rohstoff, das expandierbare Polystyrol, zu liefern. Das sind Pellets, die sich bei Kontakt mit Dampf auf das 50-fache vergrößern. Wir hatten Geschäftsbeziehungen zu unterschiedlichen Ländern. Die erste Probelieferung nach Russland kam aus Südkorea. In anderthalb Jahren entwickelten wir uns zu einem der größten Lieferanten von diesem Rohstoff nach Russland.
— Wie schwer war es, Ihre Rohstofflieferungen zu verzollen?
— In Russland ist alles nicht einfach. Es kam zu Verzögerungen und Problemen mit der Lagerung. Aber jede negative Situation hat auch etwas Positives in sich. Wegen all dieser Schwierigkeiten gelangt nicht jeder mit seiner Ware auf den russischen Markt. Und in dieser Zeit konnten wir uns hier fest etablieren und unsere spezielle Nische einnehmen.
Im Business muss man flexibel sein: Wenn die Gesetze des jeweiligen Landes von einem verlangen, auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln, muss man sich an diese Anforderungen anpassen.
— Wie groß war Ihr Absatzmarkt?
— Die Polystyrol-Pellets haben wir in ganz Russland verkauft. Dabei führten wir ein neues Lieferungssystem ein: Alle europäischen Unternehmen haben ihre Waren über den Baltijskij-Hafen geliefert, wir dagegen lieferten unsere Waren über den Hafen in Nachodka. Um jegliche Lieferausfälle wegen höherer Gewalt zu vermeiden, richteten wir für uns einen Lagerkomplex ein. Direkt vom Hafen wurden die Rohstoffe mit der Eisenbahn an die jeweilige Adresse geliefert. Auf unserer Seite konnten die Kunden ihre Warenlieferungen verfolgen, schauen, wo sich ihre Lieferungen zu einem konkreten Zeitpunkt befinden und wann diese ankommen würden. Unsere Kunden waren zufrieden, dass jemand sich mit ihren Rohstoffen beschäftigte: Ihr Polystyrol kam direkt in ihre Lagerhallen. Sie haben die Ware nach Erhalt bezahlt, wir haben keine Anzahlung von ihnen verlangt.
Als unser Business größer wurde, haben wir einen Kredit aufgenommen. Mit unserem ausländischen Lieferanten haben wir für uns exklusive Rechte für die Lieferungen ausgehandelt. Im Laufe der Zeit gewährte uns unser Lieferant eine Kreditlinie. So konnten wir über längere Zeit mit Kreditmitteln arbeiten. Zuerst hatten wir einen Kredit über eine Mio. US Dollar, später sogar über eineinhalb Mio., zwei Mio. US Dollar. In Russland konnte man damals einen solchen Kredit nicht bekommen. Dieser Kredit hat uns sehr geholfen.
— Mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie zu kämpfen?
— Es entstehen immer wieder gewisse Komplikationen. Wenn es z.B. zu einer Wirtschaftskrise kommt, müssen einige Unternehmen schließen und den Markt verlassen. Eine solche Situation haben wir 2008 erlebt. Eine Zeit lang dachten wir sogar über unsere eigene Schließung nach. Damals haben über 90% der Unternehmen ihre Tätigkeit aufgegeben. Unsere Ware war noch unterwegs, und die Erdölpreise brachen damals um 40% ein. Diese Ungewissheit dauerte etwa fünf bis sechs Monate lang. Wir haben uns dann doch entschlossen, auf dem Markt zu bleiben und unsere Kunden nicht im Stich zu lassen. Auch in dieser schwierigen Zeit haben wir weiterhin die Rohstoffe an sie geliefert. Der Markt hat sich dann innerhalb von zwei Jahren erholt, unsere Kunden haben diese Zeit überlebt und ihre Schulden bei uns begleichen können.
— Und wie sieht es heute bei Ihnen aus? Entwickelt sich Ihr Business weiter?
— Ja, trotz Krise und Sanktionen. Letztes Jahr haben wir das Unternehmen „Total Ultramar“ in Dubai gekauft und 100% der Aktien einer Mini-Raffinerie in Krasnojarsk erworben. Wegen der Krise haben sie dort ihre Produktion gestoppt. Wir haben dann das Werk umgebaut, mit Videokameras ausgerüstet und die Produktion mit doppelter Leistung gestartet. Wir produzieren Dieselkraftstoff, Benzin und Heizöl. Der Verkauf von Kraftstoffen stellt absolut kein Problem dar.
— Haben Sie häufig Dienstreisen?
— Nein. Wozu auch? Ich habe in Dubai und in Krasnojarsk zuverlässige Geschäftspartner, die dort unsere Geschäfte leiten.
— Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie bei Soltex Group, und wie hoch sind ihre Gehälter?
— Wir beschäftigen 52 Mitarbeiter inklusive Mitarbeiter der Raffinerie in Krasnojarsk mit 36 Mann. Wir haben auch eine Niederlassung in Rjasan. Unsere Mitarbeiter verdienen zwischen 40.000 und 180.000 Rubel pro Monat.
— Würden Sie den Ausländern empfehlen, nach Russland zu kommen und hier ihr Business zu starten?
— Auf jeden Fall! Gerade heute ist es an der Zeit, in Russland sein Business zu starten. Es ist ja keine weltweite Wirtschaftskrise. Die Krise ist nur für Russland relevant. Viele starke Spieler haben den Markt aus bestimmten, nicht wirtschaftlichen Gründen verlassen, deswegen bleiben hier viele Business-Nischen leer. Dadurch ist eine einmalige Chance für neue Unternehmen entstanden.
Eine der interessantesten Richtungen ist heute der Erdöl- und Erdgas-Sektor. Aber es ist schwierig, sich als Großunternehmen in diesem Bereich zu etablieren. Ich würde eher empfehlen, sich am mittelgroßen Business in diesem Bereich zu orientieren. Das tun wir auch mit einer Mini-Raffinerie, mit Basisölen und mit bestimmten Additiven.
Nach dem Verhängen der Sanktionen durch den Westen und nach der Verabschiedung von Gegensanktionen vonseiten Russlands sehe ich große Perspektiven auch für den Agrarsektor. Hier sollte man sich aber nicht auf den Import fokussieren. Man sollte sich vielmehr auf die Suche nach einem geeigneten Stück Land in einer der Regionen Russlands begeben und dort die auf dem Markt gerade gefragten Pflanzen anbauen. Diese sollten dann anschließend auf den Märkten der GUS-Länder vertrieben oder exportiert werden.
Auch wir haben gerade einige interessante Richtungen in dieser Hinsicht gefunden. So haben wir z.B. probeweise eine Ladung Koriander aus der Krim nach Indien geschickt. In Russland wird dieses Gewürz „kinsa“ genannt. Seine fein gemahlenen Samen finden eine breite Verwendung in der Küche. Und obwohl Indien der weltweit größte Gewürz-Lieferant ist, hoffen wir, mit unserer Aktion Erfolg zu haben. Denn in Indien leben anderthalb Mrd. Menschen und es kommt immer wieder zu Dürre-Perioden. Also müssen wir die Chance ergreifen.
Ich möchte auch hervorheben, dass sich gerade heute sehr große Business-Perspektiven auf der Krim auftun. Ich habe erst vor kurzem diese Halbinsel besucht, und wir haben uns mit den lokalen Behörden getroffen. Wir planen, dort ein Unternehmen zu gründen. Die Investoren auf der Krim bekommen besondere Steuervergünstigungen. Wir möchten zwei neue Richtungen einschlagen: die Herstellung von ätherischen Ölen und die Lieferung von Textilien sowie Eröffnung einer Schneiderei auf der Krim.
— Wie gut ist das Steuersystem in Russland?
— Kein Land auf dieser Welt kann behaupten, dass es ein perfektes Fiskalsystem hat. In Russland wurde dieses System in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert. Viele haben große Angst vor der Mehrwertsteuer. Der Steuersatz kann auch in der Tat manchmal etwas zu hoch ausfallen. Aber wenn sich herausstellt, dass Sie zu viele Steuern bezahlt haben, kann Ihnen heute die Differenz ohne Probleme erstattet werden. Das ist ein großer Gewinn. In anderen Ländern verläuft eine solche Rückerstattung nicht immer ganz reibungslos.
Ich würde jedem Ausländer, der sein Business in Russland starten möchte, empfehlen, einen lokalen Fachmann einzustellen, der sich gut mit dem hiesigen Besteuerungssystem auskennt und eng mit der Steueraufsicht zusammenarbeitet.
Die Soltex Group OOO (ähnlich einer GmbH) wurde in Russland 2011 gegründet als Unternehmen, das international fungiert und ein breites Spektrum an industriellen Rohstoffen von den größten internationalen Unternehmen für eine breite Verwendung anbietet (chemische Industrie, Lebensmittelindustrie, Autoindustrie, Elektrotechnik, Konsumgüter, Telekommunikation, IT-Anlagen usw.)
Die Hauptmärkte des Unternehmens befinden sich in den GUS-Ländern, Indien und Serbien.
In den letzten fünf Jahren hat das Unternehmen Soltex Group seinen Umsatz und seinen Marktanteil deutlich gesteigert. Das Unternehmen unterstützt ihre Kunden, indem es ihnen finanzielle Dienstleistungen und technische Hilfe anbietet sowie eine Garantie auf sein gesamtes Warensortiment gewährt.
Zu der Lieferkette der Soltex Group OOO gehört eine starke Logistikabteilung und ein Lagerkomplex. Das Unternehmen unterstützt ihre Kunden auch in ihrem Herstellungsprozess, in ihren technologischen Updates und in der Verwendung von gelieferten Rohstoffen.
— Ist es schwer, in Russland heute geeignete Büroräume zu finden?
— Überhaupt nicht. Eine geeignete Fläche kann man sowohl für 50.000 Rubel als auch für 200.000 Rubel monatlich mieten. Es hängt alles von Ihren Ansprüchen ab.
— Ist Russland für Sie ein freundliches Land?
— Russlands Image in der Welt muss geändert werden. Die Russen sind wie eine Kokosnuss: Von außen scheinen sie sehr hart zu sein, und von innen sind sie „weich und süß“, wenn man sie etwas näher kennenlernt und ihre Schale abfällt. Man braucht Zeit, um sie richtig kennenzulernen. Man sollte über die Russen mehr schreiben. Russische Jugendliche sollten mehr reisen und mit Gleichaltrigen aus anderen Ländern mehr kommunizieren. Man sollte der Welt ein anderes, echtes Russland präsentieren.
— Welche Zukunftspläne haben Sie?
— Wir möchten wachsen, einen Sprung nach vorn machen, neue Positionen einnehmen. Denn je später, desto schwieriger wird es. Wir möchten auch den Unternehmern aus Indien helfen, sich auf dem russischen Markt zu etablieren. Heute lässt der russisch-indische Markt noch zu wünschen übrig, sein Warenumsatz beträgt lediglich acht Mrd. US Dollar. Diese Situation muss geändert werden. Ich glaube, man braucht eine neue Struktur, die für die Begleitung eines ausländischen Business in Russland zuständig wäre. Die Unternehmer aus unseren Ländern müssen sich treffen und miteinander austauschen. Ich möchte beiden Seiten helfen. Wir haben zwei Geschäftsstellen, eine in Delhi und eine in Mumbai. Ich möchte meine Fachleute für zwei Richtungen einsetzen. Die erste Richtung bezieht sich auf den staatlichen Sektor. Es geht dabei um die Aufklärung, wie man an einer Ausschreibung teilnimmt, wie man die nötige Dokumentation vorbereitet und was man machen muss, um bei einer Ausschreibung zu gewinnen. Die zweite Richtung bezieht sich auf den privaten Sektor, auf kleine und mittlere Unternehmen.
Neben der traditionell erfolgreichen Zusammenarbeit im militärisch-technischen Bereich könnten wir auch unseren Handel ankurbeln und Investitionen in solche Branchen wie Energetik, Verarbeitung von Kohlenwasserstoffen, Bau von Straßen und Eisenbahnen, Herstellung von Autoteilen und Pharmazeutika, Diamantenindustrie, Tourismus und Lebensmittelindustrie erhöhen.
Eine solche Zusammenarbeit liegt mir sehr am Herzen.
— Sie haben ein erfolgreiches Business in Russland. Und wie leben Sie hier?
— Ich lebe in Russland seit 25 Jahren. Hier sind meine Frau, meine Tochter und mein Sohn. Ich fühle mich hier wohl.
— Haben Sie in Moskau Ihre Lieblingserholungsplätze?
— Natürlich. Unsere Wochenenden verbringe ich mit meiner Familie gern im Naturschutzgebiet und Museum „Zarizyno“. Wir lieben auch den Nationalpark „Zawidowo“ mit seiner unglaublich schönen Natur. Und ich denke ernsthaft darüber nach, in Moskau eine Wohnung zu kaufen. Früher dachte ich, dass es günstiger ist, eine Wohnung zu mieten. Als Unternehmer denke ich über jede Investition gründlich nach. Deswegen wollte ich, dass mein Geld für mein Business „arbeitet“ und zum Gewinn beiträgt. Aber bei dem heute herrschenden Dollar-Rubel-Kurs ist der Moment gekommen, wo man über einen Wohnungskauf ernsthaft nachdenken sollte. Wenn ich etwas Passendes finde, werde ich vielleicht zuschlagen.
— Welche Geschenke bringen Sie aus Russland Ihren Verwandten und Bekannten in Indien mit und umgekehrt?
— Sie werden es nicht glauben: Ich bringe nach Indien das gewöhnliche Roggen-Schwarzbrot „Borodinskij“ mit einer mit Koriander bestäubten Kruste mit. Und die „Napoleon“-Torte. Und nach Russland bringe ich neben Tee immer auch etwas Neues mit, z.B. ätherische Öle.