Nach dem Fall der Berliner Mauer beschloss der Inhaber des internationalen Recruiting-Unternehmens „Antal“, Anthony Goodwin, sich aktiv Richtung Osten zu bewegen. Die erste Filiale seines Unternehmens in Osteuropa eröffnete er in Bukarest (Rumäniens Hauptstadt). Später eröffnete er 1994 auch eine Filiale in Moskau. Diese nahm ihre Arbeit in einer einfachen Wohnung auf mit einem zweistöckigen Bett darin: Unten lagen die Kundendaten, oben die Bewerberdaten.
– „Antal Russia“ hat sich schnell eine führende Instanz im Bereich der Beschaffung des Personals für die mittleren und höheren Führungsebenen in Russland und in den GUS-Ländern entwickelt, berichtet Michael Germershausen. Es gibt zwar keine genauen Statistiken, aber innerhalb von 20 Jahren konnten mithilfe unseres Unternehmens über 10.000 Menschen einen Arbeitsplatz finden. Dabei war ich in den letzten zwölf Jahren persönlich bei den Prozessen der Arbeitsbeschaffung für mind. 400 Manager beteiligt.
Die Business-Strategie von Anthony Goodwin hat sich als ziemlich erfolgreich erwiesen. Und im Jahre 2008 hat er sehr gewinnbringend seine Moskauer Filiale „Antal“ verkaufen können. Diese Filiale wollten damals mehrere Firmen von Weltruf gleichzeitig erwerben. Heute gehört das Unternehmen „Antal Russia“ dem großen Investmentfond „Bregal Capital“. Dieser hat bislang kein einziges Mal bereut, eine solche Anschaffung von mehreren Dutzend Mio. Euro getätigt zu haben.
Es ist ein ziemlich gewinnbringendes Business in Russland, den Menschen bei ihrer Suche nach einer geeigneten Arbeitsstelle und den Firmen bei der Beschaffung von guten Fachleuten zu helfen. Deswegen zog „Antal Russia“ schon vor längerer Zeit aus einer gewöhnlichen Wohnung in ein respektables Büro im Zentrum Moskaus. Die Anzahl der Mitarbeiter in diesem Unternehmen stieg bereits über 100, und sie belegen zwei ganze Stockwerke.
Wieso hat sich dieses Projekt als erfolgreich erwiesen?
Zum einen war „Antal Russia“ eine der ersten internationalen Firmen, die auf dem Personalmarkt in Russland mitspielten.
Zum anderen blieb „Antal Russia“ im Unterschied zu vielen ihrer Konkurrenten trotz einer Default-Krise in Russland im Jahre 1998 bestehen. Die Wirtschaftskrise von 2008 hat die Firma dann leichter ertragen. Sie eröffnete sogar ihre Filialen in der Ukraine und in Kasachstan. Auch in Kasan (der Hauptstadt der Republik Tatarstan, die zur RF gehört) eröffnete „Antal Russia“ erst vor Kurzem eine Filiale. Das Unternehmen plant, auch in den anderen Regionen Russlands seine Filialen zu eröffnen.
Das Unternehmen „Antal Russia“ hat seine Geschäftspartner auf der ganzen Welt. Und Michael meint, dass man die Tätigkeit der Filiale in Moskau mit der Tätigkeit der Antal-Filiale in Peking vergleichen könnte. Beide wurden fast zeitgleich eröffnet, und in den beiden ist ungefähr die gleiche Anzahl von Mitarbeitern beschäftigt, deren Arbeitsvolumen miteinander gut vergleichbar sind. Innerhalb eines Jahres finden sowohl die Filiale in Peking als auch die Filiale in Moskau Arbeitsplätze für etwa 800 Manager. Auch die Mentalität der russischen und der chinesischen Arbeitssuchenden ist laut Michael Germershausen einander irgendwie ähnlich. Sie unterscheidet sich aber ganz beträchtlich von der Mentalität der Europäer: Die Letzteren sind vorsichtiger bei der Wahl ihres neuen Arbeitsplatzes.
– Heute arbeiten die meisten großen Unternehmen in Russland transparent, sie bezahlen ihre Steuern und meiden die sogenannten „Grauzonen“, meint Michael Germershausen. Auf irgendwelche Briefumschläge stößt man eventuell noch in kleinen und mittelständischen Unternehmen. Die meisten Kunden von „Antal Russia“ sind ganz solide internationale Unternehmen, die in Russland absolut transparent arbeiten wollen.
– Wir haben genug Auswahl, – erzählt Michael. Laut unserer Statistik ist heute fast jeder dritte Russe auf der Suche nach einem prestigeträchtigeren und besser bezahlten Arbeitsplatz.
Michael wurde 1976 in Beeskow (Deutschland, Brandenburg) geboren. Absolvierte 1999 die Staatliche Universität für Wirtschaft und Finanzen von Sankt Petersburg. Im Jahr 2000 machte er seinen Bachelor-Abschluss im Bereich Wirtschaft an der Staatlichen Polytechnischen Universität in Cambridge und bekam den Titel des Diplomkaufmanns an der Hochschule für Wirtschaft in Berlin. Seine Muttersprache ist Deutsch, außerdem spricht er fließend Englisch und Russisch und hat auch Französisch-Kenntnisse.
Bevor er sich der Personalbeschaffung widmete, arbeitete er im Bereich Einkauf bei einer großen Autogesellschaft. Kam 2003 in das Unternehmen „Antal“, wo er in nur zwei Jahren den Weg von einem Berater in Fragen Personalbeschaffung bis zum Abteilungsleiter schaffte. Sechs Jahre lang suchte Michael sehr erfolgreich nach Managern in unterschiedlichen Branchen für russische und ausländische Unternehmen und wurde 2009 schließlich zum Generaldirektor von „Antal Russia“ ernannt. Des Weiteren ist er auch Vorsitzender des HR-Ausschusses in der Association of European Business (AEB) in Russland.
„Ruspaty“ sind laut Michael solche Ausländer, die in Russland bereits sesshaft wurden. Solche, die hier einen Ehepartner gefunden und Kinder bekommen haben. Und die wie viele Moskauer an ihren Wochenenden ihre Datschen besuchen. Michaels Datscha liegt 50 km von Moskau entfernt. Dort züchtet er Gemüse, Obst und Beeren. Und im Winter fährt er Ski. Diese Ski-Saison hat er für sich auf dem Elbrus eröffnet. Jeden Freitag spielt der geschäftsführende Direktor von „Antal Russia“ mit seinen Mitarbeitern Hockey auf den Patriarchenteichen.